Schafe sind das neue Statussymbol

Knut Kucznik, Schäfer in Altlandsberg: 

In diesem Frühjahr bekam ich von Frau Prof. Köbberling von der Technischen Universität Braunschweig eine Anfrage, ob ich innerhalb eines Kunstprojektes mit meiner Schafherde die Berliner Altonaer Straße entlang ziehen würde. Meine erste Reaktion war: Nein, das macht keinen Sinn. Warum sollte ich Schafe nach Berlin bringen, nur um den Straßenverkehr zu beeinträchtigen. Frau Prof. Köbberling entgegnete, dass diese Aktion auf die Leistungen unserer Schafe aufmerksam machen soll. Das Schaf wird ihrer Meinung nach von unserer Gesellschaft nicht wertschätzend behandelt! Unsere Herden fördern die Artenvielfalt und wirken dem Insektensterben entgegen. Gleichzeitig liefern sie gutes Fleisch und wertvolle Wolle. Da horchte ich auf. Und wir entwickelten ein Konzept, das auch vom Land Berlin angenommen wurde. 

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Am 15. September fahre ich 250 Schafe zum Haus der Kulturen der Welt. Ab 14 Uhr hüte ich meine Schafe dann auf der Kastanienallee im Tiergarten. Ich habe das Weiderecht für den Berliner Tiergarten bekommen. Und damit hat diese Aktion für mich und meine Schafe einen Sinn. Um 15 Uhr werde ich dann mit der Herde vor dem Schloss Bellevue ankommen. Der Bundespräsident wurde vom Land Berlin gefragt, ob er dort mit den Hirten reden möchte. Leider kam bis heute keine Antwort. 

Der Weg geht dann um die Siegessäule auf der Altonaer Straße zum Hansaviertel. Dabei ist der Plan, dass eine Demonstration unter dem Motto „Rettet die Hirtenkultur, Rettet die Artenvielfalt, Rettet die Welt“ der Schafherde folgt.

Auf dem Hansaplatz machen dann meine Schafe in einem Pferch Pause. Wir machen eine Kundgebung. Dort wird das Schaf als neues Statussymbol gefeiert. Und über die Vorteile von Schafbeweidung und den Rohstoff Wolle berichtet.

Fünf Schafe lasse ich dann auf dem Hansaplatz zurück. Dort ist ein kleiner Stall aufgebaut und die Schafe werden einen Monat von den Anwohnern betreut. Gleichzeitig lasse ich dort eine Tonne Wolle, die in diesem Monat dort versponnen und gefilzt wird. Die Bewohner des Hansaviertels freuen sich schon darauf, die neuen Statussymbole pflegen zu können.

Meine Herde wandert mit mir dann an der Spree zurück durch den Tiergarten zum Schaftransporter. Der Schafzuchtverband Berlin Brandenburg, die Vereinigung der Deutschen Landesschafzuchtverbände und der Bundesverband Berufsschäfer beteiligen sich an dieser Aktion. Unser Ziel ist es, die Vorteile unserer Schafhaltung aufzuzeigen. Frau Prof. Köbberling möchte damit auf die friedensstiftende Wirkung der Schafe und den Wert der Schafwolle aufmerksam machen.

Ich würde mich über jeden freuen, der sich an dieser Aktion beteiligt und mir und meinen Schafen dabei hilft, heil durch Berlin zu kommen. Ich finde es wichtig, eine wertschätzende Behandlung einzufordern, indem wir mit unseren Leistungen werben. Wir dürfen nicht vergessen werden!  

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